Lissabon – Diese Stadt steht nicht wirklich zuoberst auf meiner Bucketlist. Und trotzdem hatte ich, durch meinen Job, die Möglichkeit Lissabon einen Besuch abzustatten. Gerne gebe ich dir hier einige Tipps, wie auch du deinen Lissabon-Aufenthalt zum unvergesslichen Erlebnis machen kannst.

In diesem Beitrag

Die Gassen von Lissabon

Lissabon wurde auf sieben Hügeln erbaut. Das macht es einerseits sehr anspruchsvoll zu Fuss durch die Gassen der Stadt zu schlendern. Andererseits ist genau das die Basis für die vielen schönen Aussichten der Stadt. Mit genügend Zeit (und Energie) wandert man am besten Ziellos durch die Strassen. So findet man immer wieder eine Treppe, einen Hinterhof oder einen Anstieg den es zu bezwingen gilt. Belohnt wird man jedoch jedes Mal. Sei es durch einen wunderschönen Weitblick. Den etwas dreckigen Charme dieser wunderbaren Stadt oder durch die Sonne, welche gerade die Gasse erleuchten lässt.


Tram 28 und die Standseilbahnen

Man müsste mit geschlossenen Augen durch die Strassen von Lissabon schlendern um die gelben Trams zu übersehen. Die berühmte Tramlinie 28 verbindet Martim Moniz mit Campo Ourique. Dabei fährt sie an vielen beliebten Touristenzielen in der Stadt vorbei. Dabei schlängelt sich das Tram durch extrem enge Gassen und über aussergewöhnlich steile Strecken. Mit 13.5 Prozent Steigung ist dies eine der steilsten Strecken weltweit.

Neben den Trams gibt es noch drei Standseilbahnen in Lissabon mit welchen man innert kürzester Zeit um die 40 Höhenmeter überwinden kann ohne gleich ins Schwitzen zu kommen. Auch diese haben ihren eigenen Charme und sind sehr beliebt bei den Touristen. Auch als Fotomotiv eignen sich die kleinen Kabinen.

Pastéis de Belém

Alleine von den vielen „Pastéis de Nata„, so heisst die wohl bekannteste Süssspeise Portugals, habe ich wahrscheinlich 5kg zugenommen. Ich muss auch gestehen, dass ich von der köstlichen Süssspeise kein einziges (brauchbares) Foto geschossen habe. Das Gebäck war einfach immer viel zu schnell verschwunden. Aber was ist dieses Pastéis de Nata? Und warum muss ich deshalb nach Belém fahren?

Zur ersten Frage

Bei den Pastéis de Nata handelt es sich um ein „Butterblätterteig-Puddingtörtchen“. Es ist der Inbegriff von Gaumenglück. Simple Zutaten im perfekten Verhältnis vermischt. Eine süsse Versuchung bei der man immer mehr als nur eines verdrückt. Immer.

Warum Belém?

1834 beschliesst Portugal die Trennung von Kirche und Staat. Somit dürfen Klöster keinen weltlichen Geschäften mehr nachgehen. Ein findiger Mönch beschafft sich aber kurzerhand das Rezept der Pastéis de Nata aus der Klosterküche und schlägt der nahegelegenen Zucker-Raffinerie in Belém vor, diese zu produzieren. Kurze Zeit später, genauer gesagt 1837, werden die ersten Pudding-Törtchen verkauft. Die weitere Geschichte ist bekannt. Bis zu 20000 Stück Pastéis de Nata werden pro Tag in Belém gebacken und verkauft. Wer Pech hat, steht bis zu 30 Minuten in der Schlange um an eines der Begehrten Stücke zu gelangen. Wir hatten unglaubliches Glück durften unsere Pastéis de Nata innert Minuten entgegennehmen und verspeisen.

Jardim de Buxo

Mit einem etwas schlechten Gewissen und einem Zuckerschock schlendern wir durch die Strassen von Belém. Wir erreichen den Botanischen Garten in dem es zur Zeit auch eine Kunst- und Design-Ausstellung gibt. Wir erreichen das Ende des Areals. Dort beginnt der Jardim de Buxo. Eine tolle Anlage mit sehr schön geschnittenen und gepflegten Hecken. Dort finden wir auch den Eingang zur Ausstellung. Wir lernen, warum es überall in Portugal diese Wellen-Muster im Pflasterstein hat, und warum die Portugiesen so sehr auf Keramikfliesen abfahren.

Die Wellenmuster in Lissabon

1842 war das São Jorge Schloss in Lissabon eine grosse Attraktion wegen dem im Zick-Zack gemusterten Pflasterstein. Die Gefangenen hatten dieses Pflasterung auf Anordnung des damaligen Schloss-Kommandanten Eusébio Pinheiro Furtado so gelegt. Der Erfolg dieser Muster zog sich über die Zeit und verschiedene Städte. Sechs Jahre später, durfte Eusébio Furtado den Praça de D. Pedro IV, umgangssprachlich auch Rossio genannt, gestalten. Die Vorlage war eine sich wiederholende stilisierte Welle, welche durch die Kontraste die Illusion von Bewegung hervorrief.

Die Kunst der Keramikfliesen

Die Kachelkunst wird Azulejo genannt, was wiederum Kachelwerk bedeutet. Dies ist eine ganz ursprüngliche Form bei der einzelne Keramikfliesen so bemalt werden, dass sie im Verbund ein Kunstwerk ergeben. Diese Azulejos findet man überall in Lissabon. In Kirchen, Innenräumen, Fassaden und an Aussichtspunkten. Und sie erzählen immer eine andere Geschichte. Der Stil der Azulejos wurde von verschiedenen Seiten beeinflusst. Einerseits von islamischen Traditionen aber auch vom holländischen Markt, der eine grosse Nachfrage nach diesen Kunstwerken hatte.

Weitere Bilder aus der Ausstellung

LX Factory

Einer der grössten Überraschungen war für mich die LX Factory in Lissabon. Ein Tipp, den ich von vielen Seiten über diverse Kanäle bekommen habe. So haben wir uns nach unserem Besuch in Belém auf den Weg begeben. Alleine schon der Eingang von der Hauptstrasse ist ein Hingucker. Viele verschiedene Neon Lampen erhellen den Weg auf das Gelände. In der Nacht wirkt dieses Kunstwerk um so mehr.

1846 wurde das 23000m2 grosse Gelände von der Faden und Stoff-Fabrik „Companhia de Fiação e Tecidos Lisbonense“ überbaut. Es war eines der wichtigsten Herstellungskomplexe von Lissabon. Später wurden die einzelnen Gebäude von vielen verschiedenen Industriefirmen benutzt.

Diesem historischen Ort wurde 2007 neues Leben eingehaucht. Ein Ort an dem Kunst, Musik, Food, Design und Arbeit vereint werden. Konzerte, Theater und Workshops kann man besuchen. Ein Antik-Laden reiht sich direkt neben dem Geschenke-Store und der Hipster-Agentur ein. Überall findet man wunderbare Street-Art. Die Stimmung ist gelassen und entspannt. Die LX Factory ist ein Stück Kulturgut, welches von den Einheimischen wie auch von den Touristen sehr geschätzt wird. An diesem Ort scheint die Zeit nicht zu existieren. Erst viele Stunden nach unserer Ankunft machen wir uns auf den Weg ins AirBnB.

A Mercearia Saudavel

A Mercearia Saudavel

A Mercearia Saudavel

Durch pures Glück haben wir ein Juwel von Lissabon entdeckt. A Mercearia Saudavel ist ein kleines Restaurant mit nur wenigen Sitzplätzen. Es verzaubert den Gast von der ersten Sekunde mit der liebevoll gestalteten Inneneinrichtung. Diese dient auch gleich als Lager für das frische Gemüse und Obst. Jedes Gericht wird nach der Bestellung frisch zubereitet. Nichts von der Karte ist vorgekocht. Die Köchin läuft durch die Gaststube und bedient sich an der Auslage. So wird der Besuch zum kulinarischen Erlebnis. Das bedeutet aber auch, dass man bei einer vollen Gaststube etwas länger auf sein Mahl warten muss (was sich auf jeden Fall lohnt).

Liebevoll eingerichtet

Und noch mehr Tipps

  • Die Pasteis de Belem unbedingt warm/lauwarm essen. So schmecken Sie am besten
  • Kaufe dir an einem Bahnhof die Viva Viagem Karte und lade Sie mit 20 €. So kommst du gut 3-4 Tage mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Tram, Bus, Schiff und Zug) über die Runden. Einzelfahrten kosten ein Mehrfaches
  • Leckeres Frühstück gibt es im Brick oder im Hello Kristof
  • Kaufe dir etwas zu essen und zu trinken und geniesse einen Sonnenuntergang von einem der vielen Aussichtspunkte – zum Beispiel beim Mirdouro de Santa Catarina
  • Du möchtest unbedingt mit dem Tram 28 fahren? Starte deinen Tag früh, so hast du die besten Chancen eines der ersten Trams zu erwischen ohne lang anzustehen

Lissabon Vlog